Samstag, 12. September 2009

Das Aufstellen eines Weltrekords - Menschliches Hugenottenkreuz in den Arenen von Nîmes

Heute war ich Teil einer wirklich besonderen Aktion. Gestern Abend sind Henrik und
ich mit unserem Pfarrer Joel nach Nîmes gefahren um dort an einem Treffen der jugendlichen Mitarbeiter (die sich auch EMJ = "Equipe motivée de jeunes" nennen) und Pfarrern der
Region teilzunehmen, hauptsächlich um diese mal kennenzulernen. Nun ja, die meisten kannten wir auch schon aus den Cévennes. Da die Diskussionen schwierig zu verstehen und für uns nicht wirklich wichtig waren hat uns das inhaltlich nichts gebracht aber mal wieder die Liebe der Franzosen zum Essen gezeigt. Obwohl wir schon spät kamen, so gegen 21 Uhr, wurde natürlich noch gegessen und dabei dann über Themen geredet ;)
Nach einer (zumindest für mich) ganz bequemen Nacht war es dann heute um einiges interessanter:

In den römischen Arenen von Nîmes sollte heute ein neuer Rekord aufgestellt werden:
Das Hugenottenkreuz mit möglichst vielen Menschen nachstellen und dann von oben fotografieren.

Das Hugenottenkreuz ist hier wirklich das Kreuz für die Protestanten. Sehr viele tragen es als Kette um den Hals und ich glaube es ist eine Tradition, dass protestantische Eltern ihren Kindern solch eine Kette schenken wenn sie älter sind. Das Kreuz ist in dieser Form (der Ursprung ist unklar aber es ist wahrscheinlich so um 1633 entstanden) mit seiner Bedeutung auch eng mit der Geschichte der Protestanten verbunden. Die kleinen Kugeln werden z.B. als Symbole für die Tränen angesehen, die während der Verfolgung der Hugenotten vergossen worden sind (näheres zur Bedeutung kann man natürlich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Hugenottenkreuz finden ;))

Nun ja, die guten Römer waren ja schon damals in Nîmes (ca. 50 km von Montpellier entfernt) und deshalb gibt es dort auch noch eine Arena, die sehr gut erhalten ist. Dort angekommen wurde uns erstmal ein Strohhut mit einem Band mit der Aufschrift " 12 Septembre 2009 - Dans les Arenes de Nimes" überreicht sowie eine Flasche Wasser und zack gings als erste Gruppe (denn man wurde nur gruppenweise hereingelassen, damit es kein Chaos gibt) ab in die Arena wo das Hugenottenkreuz mit einer Art rotem Puder auf den Boden gemalt war. Die ganze Aktion war superdurchgeplant, alles mit Einweisern (unter anderem unsere Mitbewohner) und Lautsprechern, das heißt ich musste erstmal ne Nummer ziehen und mir wurde ein Plan überreicht wo alle Nummer genau vermerkt waren und dann hieß es erstmal meinen Platz finden (ich war Nummer A 55).
Wir waren die coolsten, nämlich die Eckpunkte da wir ja zuerst da waren. Für das Kreuz brauchte man mindestens 300 Leute aber es sind um einige mehr gekommen (nachher waren es garantiert mind. 500) und nach ca. 2 Stunden in der prallen Sonne standen dann auch alle auf ihrem Platz (sah wirklich sogar mittendrin ziemlich beeindruckend aus) und es wurden von einem Kran ganz oben Fotos gemacht :) Da alle ihre Hüte aufhatten sah das bestimmt sehr cool aus. Es war zwar verdammt heiß (ganz in meiner Nähe ist auch erstmal eine Frau umgekippt) aber es war eine super Atmosphäre und zwischendurch fingen einfach alle an zu singen (Die singen "Tochter Zion" tatsächlich nicht nur zu Weihnachten, sondern auch so, zumindest mit der Melodie, das ist so komisch! Das ist hier anscheinend ein Osterlied).



Ich finde es wirklich sehr beeindruckend, dass die Protestanten, obwohl sie so eine Minderheit sind und wie mir erzählt wurde von vielen Franzosen als "Sekte" angesehen werden trotzdem soviel auf die Beine stellen. Natürlich ist Montpellier da noch absolute Protestantenhauptstadt. Ich mein ich bin noch nicht mal zwei Wochen hier und hab mit dem Gottesdienst in den Cévennes und dieser Aktion schon zwei Riesenereignisse miterlebt!
Ich hoffe mal das mit dem Weltrekord hat geklappt, denn das fänd ich richtig cool :) Sobald ich das eigentlich Foto irgendwo finde, stelle ich es natürlich auf den Blog :)

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