Dienstag, 29. September 2009

Groupe d'étudiants

Falls ihr mich in Zukunft jemals an einem Donnerstagabend suchen solltet (haha) könnt ihr mich von nun an jede Woche bei der "Groupe d'étudiants", der Studentengruppe der Eglise Reformée finden!
Zusammen mit dem Pfarrer Eric Galia (nicht nur Pfarrer von Montpellier, sondern Zuständiger für die gesamte Jugendarbeit der Region) ist das nun eine meiner Aufgaben! Der ist echt ein lustiger Vogel...

Es war ganz cool, auch wenn ich mir manchmal fast schon wie in Deutschland vorkam, da außer Henrik und mir noch drei weitere Deutsche da waren, die an der Theologischen Fakultät hier studieren. Ansonsten waren auch schon sehr viele Theologiestudenten dabei, nicht alle aber doch der Großteil. Alle sehr sympathisch!

Außer Aufbauen, die Studenten empfangen mache ich außerdem jede Woche Fotos und stelle die auf die Webseite der Gruppe. Ihr könnt ja mal schauen unter: http://www.lesjeunes-clr.org/gem/clr.org/gem/
Zu Anfang gibt es für alle die wollen erstmal eine halbe Stunde einen kleinen Gottesdienst, der auch von Eric ganz gut gestaltet wurde. Dann natürlich (ihr kennt ja die Franzosen) Essen, zu dem jeder was mitbringt (Ist hier gang und gebe überall und nennt sich "repas partagé"). Danach dann irgendeine Animation, die fast alles sein kann: Filme, Diskussionsrunden, Themenabende, Kinobesuche, Ausflüge etc...! Letztes Mal haben wir eine Fernsehausstrahlung des "Grand Kiff" (hat nichts mit kiffen zu tun, kiff ist ein arabisches Wort und heißt soviel wie "Wohlbefinden" oder "Liebe"), der ersten großen, protestantischen Jugendveranstaltung Frankreichs, die diesen Sommer stattgefunden hat, geschaut.

Am Dienstag habe ich dann erstmal ne Nachricht von Eric gekriegt: "Ja also ich hab gerad gemerkt, dass ich Donnerstag nicht kann, ich schick dir hier mal nen Text mit zu einem aktuellen Thema in der protestantischen Kirche von Nîmes, du kannst dann ja eine Diskussion mit denen führen...ÄHM...so gings mir dann erstmal. Ja das ganze findet heute Abend statt. Ich informier euch wies war und geb ich ein paar mehr Infos zu dem Thema, was wirklich sehr interessant ist!

Odysseum Einkaufszentrum

Letzten Donnerstag hat bei uns ein neues Einkaufszentrum aufgemacht. "Odysseum" heißt es, eine gleichnamige Tramstation führte Henrik und mich dann am Freitag staunend in die Mitte des unter freiem Himmel liegenden Zentrums. Umgeben von Geschäften und Restaurants sind wir einfach mal ein wenig herumgeschlendert...
Zitat Henrik "Ich mein wenn da schon so PALMEN mittendrin stehen kann das eigentlich nur geil sein."

Es gab viele Geschäfte: H&M, Zara, Esprit, aber auch zahlreiche Läden für unnützes Zeug, was natürlich ganz meinem Geschmack entsprach.

Das krasseste war aber einfach ein riiiiiiiiiesiger Laden, der sowohl Elektrogeräte, Haushaltswaren, Lebensmittel als auch Schreibwaren, CDs, DVDs und Weine für sage und schreibe 450€ verkauft und einfach mal 42!!! Kassen hat.


Soweit dazu :)

Allerliebste Grüße,

Dodo

Donnerstag, 24. September 2009

Die Franzosen streiken gerne...

Tja, das habe ich schon häufig gehört, dass die Franzosen eigentlich dauernd streiken. Ob das denn wirklich stimmt? Dauernd ist natürlich so ein Wort was ich jetzt nicht benutzen will aber zu den unpassendsten Zeiten passt vllt eher.

GESTERN musste ich das erste Mal zum Katechisme (Konfirmandenunterricht) 2 (bei den Franzosen ist der Konfirmandenunterricht 4 Jahre und nicht nur 2. KT1 ist also von 11-12 Jahren und KT2 von 13-14 Jahren) nach Jacou, einem Vorort vom Montpellier, zu dem man mit der Tram schon gut und gerne 30-40 Minuten fährt.
Vorher habe ich natürlich, ihr kennt mich ja, ausgerechnet wann ich hier losgehen muss um pünktlich die Tram nehmen und pünktlich da sein zu können. Angekommen an der Tramstation dann der Schock: Auf der Anzeige wann die nächsten Trams kommen, stehen statt normaler weise 1,2,3,4 oder höchstens mal 5 Minuten Zahlen wie 25 Minuten, 45 Minuten etc. Was ist los? Streik natürlich. Dies führte dazu, dass ich eine halbe Stunde zu spät kam, was dann nicht weiter schlimm war (der andere Mitarbeiter saß in der gleichen Bahn und Joel hatte schon angefangen) aber ärgerlich...Um ca. 20:15 war dann alles zu Ende, aber....es fuhr gar keine Tram mehr (normalerweise fahren die bis 1 Uhr oder so)...Zum Glück war Joel mit zur Station gekommen und hat mich nach Hause gebracht...nun ja.

Die POST hat wohl auch gestreikt wie ich erfahren habe...Das würde vielleicht erklären, warum ich verdammt nochmal meine Wahlunterlagen, die am 4. September abgeschickt wurden, immer noch nicht habe und deshalb wohl nicht wählen kann!!!

Dies waren nun zwei Beispiele, ob die Franzosen wirklich mehr streiken werde werde ich wohl noch herausfinden...
"Die Franzosen sind viel streikfreudiger als die Deutschen. Das geht aus neuen Zahlen hervor, über die das Handelsblatt berichtet. Danach betrug die Zahl der Streiktage in Frankreich 71,5 je 1000 Beschäftigte im Jahr, in Deutschland nur 2,4 Tage."

A bientôt,

Dodo

P.S. Demonstrationen gibt es hier auch fast jeden Tag auf dem Place de la Comédie. Ob nun Studenten, die mit lauten Sprechchören gegen irgendwas protestieren (fragt mich nicht was, das ist echt schwierig zu verstehen), Gruppen von Iranern (?) die schweigend Plakate wie "Ahmadinejad n'est pas notre président" hochhalten oder eine Meute, die klingelnde Handys und Wecker in die Höhe halten, um anlässlich der UN-Vollversammlung in New York die Mächtigen dieser Welt daran zu erinnern, dass der Klimawandel voranschreitet und die Zeit knapp wird!

Montag, 21. September 2009

Der Tag der verschlossenen Türen

So ein freier Tag ist doch was Feines. Unser freier Tag ist der Montag. Schön dachten wir heute, machen wir doch mal einen Ausflug in den Zoo von Montpellier, der kostenlos ist und wirklich cool sein soll.
Nach einem Blick in unseren Kühlschrank stellten wir dann doch fest: Erstmal einkaufen, ganz dringend :D Also auf zum Aldi mit einer sehr langen Liste und genug Taschen um auch alles zu verstauen, voller Elan und guter Laune stürmen wir in das Gebäude (da befindet sich auch ein Geschäft mit Gemüse, eins mit Fleisch etc.) und auf die Türen zu. Einen Centimeter davon dann Totalstop: Warum öffnen die sich denn nicht?
Ja der ALDI macht Mittagspause, unter der Woche immer von 12:30-14:00 Uhr und es war natürlich nach einem Blick auf die Uhr: 12:30 UHR!
Tja, völlig am Boden zerstört , denn ich meine ein ALDI der Mittagspause macht? Da denkt man ja gar nicht mal dran!, gings dann ab Richtung Zoo. Da wir eigentlich ja mit den Einkäufen nochmal nach Hause wollten hatten wir eigentlich nichts dabei aber nun ja. Einmal beim "Office du tourisme" vorbeigeschneit und herausgefunden wo eigentlich der Zoo liegt und alles war gut...Dachten wir...

Unsere gute Laune an diesem Tag konnte nichts trüben und ohne jegliche Probleme fanden wir dann auch den Zoo, liefen Richtung Eingang, und sahen nichts als...verschlossene Türen! Ein Blick auf das Schild am Eingang: Montag ist Ruhetag! Ahhhh ich meine zweimal in einem Tag? Das ist doch nicht mehr normal!!!
Die nächste halbe Stunde haben wir dann damit verbracht vor dem Eingang des Zoos zu sitzen und uns über die Leute zu amüsieren die genau wie wir in den Zoo wollen und genau wie wir total verdutzt auf die verschlossenen Türen gucken :D Herrlich...
Nun ja das war dann wohl unser freier Tag, beim ALDI waren wir dann doch noch...Danach ;)

Samstag, 19. September 2009

L'Antigone des Associations und erster Strandbesuch


L'ANTIGONE DES ASSOCIATIONS ist eine Veranstaltung, bei der sich jedes Jahr sämtliche Vereine, Clubs und Gruppen vorstellen, die so in der Stadt existieren. Ob nun alle Arten von Sportvereinen, Scrabble Clubs, Theater, Clown- und Zirkusschulen, Menschenrechtsorganisationen, kirchliche Gruppierungen oder Musikschulen, alles ist vorzufinden. 4500 Associations (=Vereinigung, Verbund, Verein ;)) gibt es in Montpellier (ob die sich jetzt auch wirklich alle vorgestellt haben weiß ich nicht, aber tausende waren es garantiert).

Hunderte über Hunderte von Ständen waren am Antigone aufgebaut und an drei verschiedenen Bühnen wurden den ganzen Tag lang von 9-18 Uhr Vorführungen gegeben.

Henrik und ich mussten allerdings schon im Morgennebel um 7 Uhr den Stand der Eglise Reformée aufbauen, die mit allen kirchlichen Organisationen in einem Bereich war (Alles war schön nach Bereichen eingeteilt: Sport, Kultur etc.).

Danach hatten wir allerdings erstmal lange Zeit uns umzusehen und es war sehr informativ, allerdings auch ein so riesiges Angebot, dass wir am Ende des Tages mit Stapeln und Stapeln von Flyern und Prospekten ausgerüstet immer noch nicht so recht wussten was wir eigentlich machen wollen! Das muss sich immer noch entscheiden...Aber ein Erlebnis war es auf jeden Fall, unglaublich wieviel man hier machen kann!!!

Nachdem wir den Stand dann abends auch wieder abgebaut haben, hat uns Yves, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Gemeinde, spontan zu sich zum Essen eingeladen. Seine Frau und er machen auch beide Ecole Biblique, und sind auch sonst sehr aktiv, wir werden also noch öfter mit ihnen zu tun haben! Das Essen war dann auch sehr cool mit den beiden und ihren beiden 11-Jährigen Söhnen, die uns natürlich auch prompt ihre Zimmer und Spielzeuge zeigen mussten und uns erzählen was sie alles so machen ;) Als wir dann schließlich nach Hause kamen, konnte ich nicht mehr viel außer todmüde ins Bett zu fallen...


Am Mittwoch stand dann endlich mal unser ERSTER STRANDBESUCH an. Da wir noch keine Fahrräder haben (Die können wir uns mit unserem Tram-Jahresticket sehr günstig für ein Jahr leihen, dieses haben wir aber erst seit Donnerstag) ist es etwas schwerig zum Strand zu kommen. Es gibt zwar irgendwie einen Bus, aber das ist etwas kompliziert, während es mit dem Fahrrad einen direkten Weg zum Meer gibt (ca. 10km), den wir dann erstmal entdecken müssen.

Naja, auf jeden Fall hat uns Titia, eine Pfarrerin in unserer Gemeinde eingeladen mit ihr ans Meer zu fahren. Natürlich war gerade Mittwoch dann der erste Tag seit wir hier sind, an dem mal nicht die Sonne durchgängig scheint und es superheiß ist. Es hat teilweise geregnet und war grau und nachdem wir den Termin erst abgesagt haben sind wir dann schließlich doch gefahren. Mit Titia und ihren zwei kleinen Töchtern Noémie und Julia ging es dann zu Anne-Marie, ebenfalls ehrenamtliche Mitarbeiterin, die ein "Ferienhaus" direkt am Strand besitzt, und auch noch Mutter unseres 6. Mitbewohners Benjamin ist :) Trotz Wind und grauem Himmel sind wir natürlich schwimmen gegangen (nachher der Kommentar von Joel: War ja klar, die Deutschen gehen hier sogar noch im Winter schwimmen ;)) und ich habe mit den beiden unglaublich süßen kleinen Mädchen noch eine Sandburg gebaut. Also trotzdem ein sehr gelungener Tag :)


Neben meiner Radioarbeit habe ich meine Zeit dann hauptsächlich dazu genutzt, die Stadt noch weiter zu erkunden. Der "Jardin des Plantes", der älteste botanische Garten Frankreichs, die "Cathédrale St.Pierre", eine riesige, beeindruckende katholische Kirche und der historische Stadtkern Montpelliers sind wirklich nur zu empfehlen! Henrik und ich haben letztens abends auch mal ein obligatorisches Bier in einer der Kneipen mit Blick auf den Place de la Comédie getrunken. Die Preise sind natürlich auch entsprechend und nachdem wir alle Preislisten durchgeguckt haben, haben wir doch noch ein gutes 0,2l Amstel für 2,80€ gefunden :D (das Teuerste für 0,25 l waren irgendwie 5€ oder so, also...;))


Morgen ist dann nun der "culte de rentrée", der große Gottesdienst nach der Sommerpause. Um 8:30 Uhr müssen wir wieder auf der Matte stehen um aufzubauen und dann gehts nach dem Gottesdienst (in dem wir auch vorgestellt werden) und einem großen Mittagessen erstmal das erste Mal an Ecole Biblique (Thema Abraham) und Konfirmandenunterricht (Katéchisme) :) Ich bin ja mal gespannt, drückt mir die Däumchen.

Montag, 14. September 2009

Samstag, 12. September 2009

Von Radioarbeit, Panachéjunkies und Stadtrundgängen

Salut!

Meine Arbeit im RADIO hat nun diese Woche angefangen. Am Dienstag haben wir uns nun endlich mal mit Joel zusammengesetzt um zu besprechen, wer nun was macht, aber da die Kirche ja im Sommer einfach so gut wie gar nichts macht, fangen die ganzen Kirchengruppen und so erst am 20. September (bzw. Mitte September) mit dem "culte de rentrée", also einem "Wiederkommensgottesdienst", an. Nur das Radio ist ja immer (auch wenn da im Sommer auch viel weniger Programm ist als den Rest des Jahres, komisch die Franzosen manchmal ;)) und deshalb bin ich nun ab jetzt jeden Mittwoch und Freitag dort aufzufinden. Nochmal zur Erinnerung, ich arbeite teilweise auch bei "FM+", einer kleinen protestantischen Radiostation, die jeden Tag von 23h - 15 h ausgestrahlt wird. Man kann das Radio auch im Inet hören oder sich die Seite einfach mal angucken unter http://www.fmplus.org/.


Viel gab es bisher noch nicht zu tun, mir wurde erstmal alles gezeigt, da meine Aufgabe ja vor allem die Technik ist, also das Aufnehmen von Sendungen oder kurzen Beiträgen und danach dann das Herausschneiden von "Ähms" und "Chrss". Außerdem noch das Hinzufügen von Musik etc. Zweimal durfte ich das bei kleinen Beiträgen auch schon machen. So schwierig wie ich dachte ist das alles nicht, aber ein wenig dran gewöhnen muss ich mich schon. Wenn ich dann mal etwas besser französisch kann ist es auch erwünscht, dass ich selber mal was aufnehme und auch Ideen sind immer gefragt. Auf jeden Fall werden Henrik und ich jeweils 2 "Chroniques" machen, das sind kleine Beiträge von Personen, die es jeden Tag zu einem beliebigen Thema gibt. Meine Mitarbeiter im Radio sind sehr cool, wer genau für was zuständig ist hab ich zwar noch nicht genau kapiert, weil irgendwie jeder alles macht, aber sie sind ziemlich lustig. "Stéphan" ist schon am längsten da und macht Technik. Dann sind da noch "Manu", "Yann", "Simon" und natürlich "Rédouane" der Radiopfarrer und Chef des Ganzen. Außerdem springen da immer noch andere Menschen rum, die auch irgendwelche Aufgaben übernehmen :)

Kennzeichnend für unseren bisherigen Aufenthalt hier im schönen Montpellier ist Henriks und meine sich langsam und schleichend entwickelnde "PANACHÉSUCHT". Für alle Unwissenden, Panaché ist eine Art Radler, hat allerdings weniger als 1% Alkohol, schmeckt aber vor allem richtig schön kalt unglaublich gut und kostet für 20 x 0,25l Flaschen auch nur schlappe 2,99€. Wie akut diese Sucht ist ist uns heute erst bewusst geworden, als uns um 17:40 Uhr schlagartig klar wurde ("Scheiße, heute ist Samstag, wir haben kein Panaché mehr und morgen haben die Geschäfte nicht auf") und wir die 1-2 km zum nächstegelegenen ALDI tatsächlich gerannt sind :D


In meiner freien Zeit habe ich mich nochmal ein wenig in der Stadt herumgetrieben, hab öfters nochmal in den Parks gesessen und gelesen, das riesige dreistöckige Einkaufszentrum "Polygone" besichtigt, mit Henrik ein Picknick beim "Antigone" ("Auf einer Strecke, die mit 1800 m genauso lang wie die Champs-Elysées ist, wurden von einem Architekten Sozialwohnungen, Büros und Geschäftshäuser in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen gebaut > wunderschön (Fotos bei meinem letzten Eintrag "Eindrücke")) gemacht, bin einfach einmal drauflosmarschiert und habe durch enge Gässchen hindurch tatsächlich noch Montpelliers eigenen Triumphbogen "Porte de Preyou" und den darum herumliegenden riesigen Park
gefunden und habe mir zahlreiche Universitätsfakultäten (von außen) angeschaut. Ich habe allerdings noch immer nicht annähernd alles gesehen, aber wenigstens finde ich mich immer besser zurecht! Ich halte euch über meine neusten Entdeckungen auf dem Laufenden.

A bientôt!

Das Aufstellen eines Weltrekords - Menschliches Hugenottenkreuz in den Arenen von Nîmes

Heute war ich Teil einer wirklich besonderen Aktion. Gestern Abend sind Henrik und
ich mit unserem Pfarrer Joel nach Nîmes gefahren um dort an einem Treffen der jugendlichen Mitarbeiter (die sich auch EMJ = "Equipe motivée de jeunes" nennen) und Pfarrern der
Region teilzunehmen, hauptsächlich um diese mal kennenzulernen. Nun ja, die meisten kannten wir auch schon aus den Cévennes. Da die Diskussionen schwierig zu verstehen und für uns nicht wirklich wichtig waren hat uns das inhaltlich nichts gebracht aber mal wieder die Liebe der Franzosen zum Essen gezeigt. Obwohl wir schon spät kamen, so gegen 21 Uhr, wurde natürlich noch gegessen und dabei dann über Themen geredet ;)
Nach einer (zumindest für mich) ganz bequemen Nacht war es dann heute um einiges interessanter:

In den römischen Arenen von Nîmes sollte heute ein neuer Rekord aufgestellt werden:
Das Hugenottenkreuz mit möglichst vielen Menschen nachstellen und dann von oben fotografieren.

Das Hugenottenkreuz ist hier wirklich das Kreuz für die Protestanten. Sehr viele tragen es als Kette um den Hals und ich glaube es ist eine Tradition, dass protestantische Eltern ihren Kindern solch eine Kette schenken wenn sie älter sind. Das Kreuz ist in dieser Form (der Ursprung ist unklar aber es ist wahrscheinlich so um 1633 entstanden) mit seiner Bedeutung auch eng mit der Geschichte der Protestanten verbunden. Die kleinen Kugeln werden z.B. als Symbole für die Tränen angesehen, die während der Verfolgung der Hugenotten vergossen worden sind (näheres zur Bedeutung kann man natürlich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Hugenottenkreuz finden ;))

Nun ja, die guten Römer waren ja schon damals in Nîmes (ca. 50 km von Montpellier entfernt) und deshalb gibt es dort auch noch eine Arena, die sehr gut erhalten ist. Dort angekommen wurde uns erstmal ein Strohhut mit einem Band mit der Aufschrift " 12 Septembre 2009 - Dans les Arenes de Nimes" überreicht sowie eine Flasche Wasser und zack gings als erste Gruppe (denn man wurde nur gruppenweise hereingelassen, damit es kein Chaos gibt) ab in die Arena wo das Hugenottenkreuz mit einer Art rotem Puder auf den Boden gemalt war. Die ganze Aktion war superdurchgeplant, alles mit Einweisern (unter anderem unsere Mitbewohner) und Lautsprechern, das heißt ich musste erstmal ne Nummer ziehen und mir wurde ein Plan überreicht wo alle Nummer genau vermerkt waren und dann hieß es erstmal meinen Platz finden (ich war Nummer A 55).
Wir waren die coolsten, nämlich die Eckpunkte da wir ja zuerst da waren. Für das Kreuz brauchte man mindestens 300 Leute aber es sind um einige mehr gekommen (nachher waren es garantiert mind. 500) und nach ca. 2 Stunden in der prallen Sonne standen dann auch alle auf ihrem Platz (sah wirklich sogar mittendrin ziemlich beeindruckend aus) und es wurden von einem Kran ganz oben Fotos gemacht :) Da alle ihre Hüte aufhatten sah das bestimmt sehr cool aus. Es war zwar verdammt heiß (ganz in meiner Nähe ist auch erstmal eine Frau umgekippt) aber es war eine super Atmosphäre und zwischendurch fingen einfach alle an zu singen (Die singen "Tochter Zion" tatsächlich nicht nur zu Weihnachten, sondern auch so, zumindest mit der Melodie, das ist so komisch! Das ist hier anscheinend ein Osterlied).



Ich finde es wirklich sehr beeindruckend, dass die Protestanten, obwohl sie so eine Minderheit sind und wie mir erzählt wurde von vielen Franzosen als "Sekte" angesehen werden trotzdem soviel auf die Beine stellen. Natürlich ist Montpellier da noch absolute Protestantenhauptstadt. Ich mein ich bin noch nicht mal zwei Wochen hier und hab mit dem Gottesdienst in den Cévennes und dieser Aktion schon zwei Riesenereignisse miterlebt!
Ich hoffe mal das mit dem Weltrekord hat geklappt, denn das fänd ich richtig cool :) Sobald ich das eigentlich Foto irgendwo finde, stelle ich es natürlich auf den Blog :)

Mittwoch, 9. September 2009

Montag, 7. September 2009

Culte dans les Cévennes

So, jetzt kommt direkt schon mein zweiter Eintrag in 2 Tagen, diesmal über das Wochenende in den Cévennes.
Also im vorrevolutionären Frankreich wurden die Protestanten von der katholischen Kirche und dem König stark unterdrückt, ihre Religion wurde verboten und sie wurden für ihren Glauben vefolgt. Einige dieser Hugenotten haben sich in den Cévennes (für unwissende: Eine Gebirgsregion im Süden Frankreichs) versteckt. Das war natürlich der ideale Platz, da sie dort nicht so leicht gefunden wurden. Sie haben auch viele Anhänger in der Region gefunden und weiterhin ihre Gottesdienste (oder "culte" wie Gottesdienst bei ihnen heißt) in den Wäldern abgehalten.

Dies ist sehr, sehr wichtig für die Protestanten hier (was man schon daran sieht, dass uns dies von allen möglichen Leuten schon ausführlich erklärt wurde), und deshalb wird jedes Jahr eine großer culte für Protestanten aus ganz Frankreich in den Cévennes ausgerichtet, in Erinnerung an diese Hugenotten. Immer noch beträgt der Anteil der Protestanten in Frankreich ja nur 2 % der Gesamtbevölkerung.

Nun ja, und dort sind wir nun am Samstag Nachmittag hingefahren, mit Jeremy, einer Fahrtgemeinschaft, die uns Joel besorgt hat. Der Weg dorthin ging schon durch spektakuläre Landschaften und vorbei an schönen, verschlafenen südländischen Dörfchen. Nach 1 1/2 Stunden sind wir dann in den Cévennes angekommen, wurden von Jeremy am Campingplatz ausgesetzt und mussten erstmal schauen wo es jetzt hingeht, da uns vorher niemand mitgeteilt hatte wen wir eigentlich wo treffen sollten (wahrscheinlich ein erster Geschmack der französischen Leichtlebigkeit oder so :)). In unserem Glück sprach uns eine Dame an, als wir gerade versuchten unser Zelt neben einer Jugendgruppe aufzuschlagen, und diese stellte sich dann direkt auch als die heraus, mit der zusammen wir für den nächsten Tag Kaffee kochen sollten. Beim Zeltaufbauen brauchten wir dann etwas Hilfe, bis wir das endlich mal kapiert haben (Joel hatte uns so ein Riesenzelt mitgegeben mit zwei Kabinen), die wir auch prompt von einigen der Jugendlichen bekamen (diese kommen aus verschiedenen Gemeinden, auch Montpellier, in der Umgebung). Dann hieß es erstmal etwas essen und los gings ans Kaffee kochen. Um sich das vorzustellen, 100l Kaffee kochen mit zwei großen Töpfen auf Gaskochern, und zwei interessanten Kaffeesiebdingern (und abgefüllt in 20 l Kanister :D). Das zog sich dann auch bis 1 Uhr nachts hin, aber gab einem natürlich die Gelegenheit die Leute kennenzulernen oder auch mal ein Spiel zu spielen! So warm es auch tagsüber war, nachts war es verdammt kalt und selbst eingemummelt im Schlafsack war die Nacht dann nicht besonders angenehm. Am nächsten Morgen ging es dann wieder früh los, 6:30 Uhr aufgestanden, denn der Kaffee muss ja auch verkauft werden. Von ca. 8 Uhr bis Nachmittags um 17 Uhr hieß es dann Kaffee verkaufen (der von der Nacht wurde einfach nur heiß gemacht), was mir trotz Französisch nicht schwer fiel, da ich sowas ja schon tausende Male in der Schule machen durfte, also mal etwas Vertrautes. Nur unterbrochen vom Gottesdienst. Dieser fand neben dem "musée du désert" statt, einem Museum, dass die Geschichte der Hugenotten in den Cévennes dokumentiert. "Désert" (=Wüste) ist es dort zwar überhaupt nicht aber (so wurde uns auf der Hinfahrt erklärt) es wird als eine Art Gleichnis zu der Geschichte der Flucht Mose und des Volkes Israel in die Wüste gesehen. Die Landschaft drumherum ist antemberaubend und der Gottesdienst war obwohl ich nicht alles verstehen konnte, sehr sehr beeindruckend. Tausende von Menschen (wieviele genau weiß ich nicht, mir wurde schon alles von 3000-10000 gesagt) saßen dort mit Klappstühlen oder auf dem Boden unter Bäumen, denn der Gottesdienst fand, wie die verbotenen Gottesdienst der Hugenotten, im Wald statt. Lautsprecher waren an allen Bäumen angebracht, sodass man auch in weiterer Entfernung vom Altar alles verstehen konnte. Es fanden sogar 3 Taufen statt! Die Pfarrerin, die den Gottesdienst teilweise mitgestaltet hat, ist spannenderweise auch Deutsche und wohnt schon seit 5 Jahren in Frankreich.

Während des anschließenden Weiter-Kaffee-Kochens wurde es einfach (trotz Müdigkeit) immer einfacher und besser sich zu unterhalten und es hat wirklich Spaß gemacht auch mit den Kindern zu reden. Ein bisschen umgeschaut haben wir uns auch in der Umgebung, die wirklich atemberaubend schön ist und um 5:30 Uhr ging es dann mit Jean, einem 21-Jährigen aus Montepllier, der auch in der "groupe de jeunes", einer der Gruppen, die wir mitgestalten werden, ist. Das Wochenende war wirklich sehr lehrreich, erstmal finde ich den ganzen historischen Hintergrund total spannend und alle Menschen waren einfach unglaublich freundlich und geduldig (wenns ans Französisch-Sprechen ging) und es hat mir auch schonmal einen gewissen Einblick in meine Arbeit gegeben! Also alles in allem, eine sehr gute Aktion!