Montag, 7. September 2009

Culte dans les Cévennes

So, jetzt kommt direkt schon mein zweiter Eintrag in 2 Tagen, diesmal über das Wochenende in den Cévennes.
Also im vorrevolutionären Frankreich wurden die Protestanten von der katholischen Kirche und dem König stark unterdrückt, ihre Religion wurde verboten und sie wurden für ihren Glauben vefolgt. Einige dieser Hugenotten haben sich in den Cévennes (für unwissende: Eine Gebirgsregion im Süden Frankreichs) versteckt. Das war natürlich der ideale Platz, da sie dort nicht so leicht gefunden wurden. Sie haben auch viele Anhänger in der Region gefunden und weiterhin ihre Gottesdienste (oder "culte" wie Gottesdienst bei ihnen heißt) in den Wäldern abgehalten.

Dies ist sehr, sehr wichtig für die Protestanten hier (was man schon daran sieht, dass uns dies von allen möglichen Leuten schon ausführlich erklärt wurde), und deshalb wird jedes Jahr eine großer culte für Protestanten aus ganz Frankreich in den Cévennes ausgerichtet, in Erinnerung an diese Hugenotten. Immer noch beträgt der Anteil der Protestanten in Frankreich ja nur 2 % der Gesamtbevölkerung.

Nun ja, und dort sind wir nun am Samstag Nachmittag hingefahren, mit Jeremy, einer Fahrtgemeinschaft, die uns Joel besorgt hat. Der Weg dorthin ging schon durch spektakuläre Landschaften und vorbei an schönen, verschlafenen südländischen Dörfchen. Nach 1 1/2 Stunden sind wir dann in den Cévennes angekommen, wurden von Jeremy am Campingplatz ausgesetzt und mussten erstmal schauen wo es jetzt hingeht, da uns vorher niemand mitgeteilt hatte wen wir eigentlich wo treffen sollten (wahrscheinlich ein erster Geschmack der französischen Leichtlebigkeit oder so :)). In unserem Glück sprach uns eine Dame an, als wir gerade versuchten unser Zelt neben einer Jugendgruppe aufzuschlagen, und diese stellte sich dann direkt auch als die heraus, mit der zusammen wir für den nächsten Tag Kaffee kochen sollten. Beim Zeltaufbauen brauchten wir dann etwas Hilfe, bis wir das endlich mal kapiert haben (Joel hatte uns so ein Riesenzelt mitgegeben mit zwei Kabinen), die wir auch prompt von einigen der Jugendlichen bekamen (diese kommen aus verschiedenen Gemeinden, auch Montpellier, in der Umgebung). Dann hieß es erstmal etwas essen und los gings ans Kaffee kochen. Um sich das vorzustellen, 100l Kaffee kochen mit zwei großen Töpfen auf Gaskochern, und zwei interessanten Kaffeesiebdingern (und abgefüllt in 20 l Kanister :D). Das zog sich dann auch bis 1 Uhr nachts hin, aber gab einem natürlich die Gelegenheit die Leute kennenzulernen oder auch mal ein Spiel zu spielen! So warm es auch tagsüber war, nachts war es verdammt kalt und selbst eingemummelt im Schlafsack war die Nacht dann nicht besonders angenehm. Am nächsten Morgen ging es dann wieder früh los, 6:30 Uhr aufgestanden, denn der Kaffee muss ja auch verkauft werden. Von ca. 8 Uhr bis Nachmittags um 17 Uhr hieß es dann Kaffee verkaufen (der von der Nacht wurde einfach nur heiß gemacht), was mir trotz Französisch nicht schwer fiel, da ich sowas ja schon tausende Male in der Schule machen durfte, also mal etwas Vertrautes. Nur unterbrochen vom Gottesdienst. Dieser fand neben dem "musée du désert" statt, einem Museum, dass die Geschichte der Hugenotten in den Cévennes dokumentiert. "Désert" (=Wüste) ist es dort zwar überhaupt nicht aber (so wurde uns auf der Hinfahrt erklärt) es wird als eine Art Gleichnis zu der Geschichte der Flucht Mose und des Volkes Israel in die Wüste gesehen. Die Landschaft drumherum ist antemberaubend und der Gottesdienst war obwohl ich nicht alles verstehen konnte, sehr sehr beeindruckend. Tausende von Menschen (wieviele genau weiß ich nicht, mir wurde schon alles von 3000-10000 gesagt) saßen dort mit Klappstühlen oder auf dem Boden unter Bäumen, denn der Gottesdienst fand, wie die verbotenen Gottesdienst der Hugenotten, im Wald statt. Lautsprecher waren an allen Bäumen angebracht, sodass man auch in weiterer Entfernung vom Altar alles verstehen konnte. Es fanden sogar 3 Taufen statt! Die Pfarrerin, die den Gottesdienst teilweise mitgestaltet hat, ist spannenderweise auch Deutsche und wohnt schon seit 5 Jahren in Frankreich.

Während des anschließenden Weiter-Kaffee-Kochens wurde es einfach (trotz Müdigkeit) immer einfacher und besser sich zu unterhalten und es hat wirklich Spaß gemacht auch mit den Kindern zu reden. Ein bisschen umgeschaut haben wir uns auch in der Umgebung, die wirklich atemberaubend schön ist und um 5:30 Uhr ging es dann mit Jean, einem 21-Jährigen aus Montepllier, der auch in der "groupe de jeunes", einer der Gruppen, die wir mitgestalten werden, ist. Das Wochenende war wirklich sehr lehrreich, erstmal finde ich den ganzen historischen Hintergrund total spannend und alle Menschen waren einfach unglaublich freundlich und geduldig (wenns ans Französisch-Sprechen ging) und es hat mir auch schonmal einen gewissen Einblick in meine Arbeit gegeben! Also alles in allem, eine sehr gute Aktion!

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